Ohne Angst seine Kreativität und Neigungen ausleben – geht das?

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Diese Woche hat uns ein Interview mit Prof. Götz W. Werner in der Business Insider beschäftigt. Götz W. Werner gründetet 1973 die erste dm-Filialie und nennt sich selbst Deutschlands bekanntesten Zahnpastaverkäufer. Für unsere Hamburger Leser: dm ist woanders das, was für den Hamburger Budni ist –  nur in gelb-orange-blau.

Werner fordert ein bedingungsloses Grundeinkommen für jeden Menschen. Dabei zitiert er Erich Fromm mit den Worten:
Der Mensch ist ein Ausdruckswesen…
…und er drückt sich über seine Tätigkeit (also Arbeit) aus. Wenn ein Mensch völlig frei von Angst und ohne Sicherheitsdenken seinen Neigungen folgen könnte, wozu ihn das Grundeinkommen befähigen würde, kann er frei von jeglicher Existenzangst seine Kreativität ausleben. Wow! Genau dieses Gefühl verspüren oft Gründer, die befreit von ihrer stupiden Arbeit in einem starren System plötzlich wieder einen freien Geist und sich entfaltende Kreaivität erleben. Die lange Zeit blockiert und unzufrieden waren. Gestützt von der Agentur für Arbeit mit einem Gründungszuschuß sieht ihre neue Situation zwar weniger rosig aus, aber sie sprühen oft vor Ideen und freue mich jeden Tag, diesen Weg eingeschlagen zu haben. Zumindest so lange das Geld für den Lebensunterhalt reicht.
Wenn man sich nun vorstellt, jeder Mensch würde ein bedingungsloses Grundeinkommen beziehen, wie kreativ wären wir dann alle, wie glücklich müsste jeder sein? Und wenn man den Ausführungen von Götz Werner folgt, dann wird auch der kritische Betriebswirt nicht nur missbilligend mit dem Kopf schütteln und sagen: „Wer soll das bezahlen?“ oder  „Das Wirtschaftsystem geht in die Knie!“ Man bedenke dabei, dass der Mensch, der seinen Neigungen folgt, auch besser arbeitet. Seine Leistung und sein Wert in der Gesellschaft an sich wären also entsprechend höher. Z.B. eine Mutter, die sich mit einem schlecht bezahlten Halbtagsjob rumquält, danach gestresst und genervt nach Hause kommt und das Kind vor dem Fernseher parkt, weil sie einfach nicht mehr kann… diese Mutter könnte vielleicht mit einem Grundeinkommen einfach länger zu Hause bleiben und statt Regale im Supermarkt einzuräumen, könnte sie sich im Sportverein oder der Schule engagieren, Essen für Obdachlose ausgeben oder den kranken Schwiegervater pflegen – weil sie es sich leisten kann. Für die Gesellschaft ein absoluter Mehrwert. Befreit von einem eng getakten Alltag wird der Kopf wieder frei, der Horizont weitet sich und man ist wieder aufnahmefähig für die Empfindungen und die Bedürfnisse anderer.
Die Angst der Gegener, dass ein Grundeinkommen viele zum Müßiggang verleiten würde, glaubt Werner dagegen nicht. Denn das Grundeinkommen sichert lediglich ein menschenwürdiges Leben, alles was man sich darüber hinaus leisten möchte, muss selbstverständlich immer noch erarbeitet werden. Aber mit einer Arbeit, die freiwillig gewählt wurde. So werden mehr Menschen bereit sein, sich im ehrenamtlichen Bereich zu engagieren und Firmen sind gezwungen für potentielle und aktuelle Mitarbeiter attraktiver zu werden, sonst wird in Zukunft niemand mehr bei Ihnen arbeiten wollen.
Hört sich wunderschön an, diese Utopie und man ist versucht ein bisschen dabei mitzuhelfen, damit möglichst viele Menschen ihren Neigungen folgen können und nur noch Arbeit tun, weil sie es wollen und nicht weil sie müssen. Auch wenn man sich bei der Theorie fragen könnte, wer denn dann die Regale im Supermarkt einräumen wird oder den Müll einsammelt? Darauf hat Werner gleiche drei Antworten
  1. Die Arbeit durch Maschinen rationalisieren
  2. den Arbeitsplatz so attraktiv gestalten, dass man dort arbeiten WILL
  3. oder die anfallende Arbeit einfach selbst erledigen 🙂
In diesem Sinne wünschen wir ein erholsames Wochenende, an dem Ihr alle hoffentlich Euren Neigungen folgen werdet. Nennt man ja auch Hobby 😉 Es sei denn, ihr habt dabei die Bedürfnisse anderer im Blick, dann kann man das auch als Arbeit durchgehen lassen.

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