Die 8 nervigsten Probleme, die TCK (und auch deren Eltern) haben
Als TCK (Third Culture Kid) oder Expat-Kind wächst du in einer Kultur auf, die nicht der Kultur deiner Eltern entspricht. Aus der gegenwärtigen Kultur, in der du lebst, sowie aus der vorgelebten Kultur deiner Eltern bastelst du dir dann eine neue dritte Kultur: „3rd Culture“ eben. Das fatale: es gibt Situationen, in denen weder deine Eltern noch dein Umfeld dich verstehen können. Denn deine Kultur ist etwas ganz Eigenes und Individuelles. Nicht selten eckst du an, ohne es zu merken …
Es gibt viele nervige Situationen auf die TCK treffen können. Hier sind die nervigsten 8. Wir freuen uns über dein Feedback und Dinge, die dich als TCK (oder als Elternteil eines TCK) nerven.
- Die Frage gestellt bekommen: „Wo kommst du her?“
Meist musst du bei dieser Frage weit ausholen. „Aaaaalso, eigentlich bin ich … “ Einfache Frage, die eine langatmige Erklärung deiner Lebensgeschichte nach sich zieht. Noch schlimmer wird es, wenn auch noch deine Eltern aus unterschiedlichen Kulturkreisen stammen und du dein bisheriges Leben in den unterschiedlichsten Ländern (und vor allem Schulsystemen) verbracht hast.
Lege dir für Small-Talks eine knappe, passende Antwort parat und verhindere so Gestammel und unnötige Erklärungen. - „Was höre ich denn da für einen Akzent?“
„… für einen seltsamen Akzent?“ würde dein Gegenüber sicherlich lieber fragen. Aber das verbietet ja die Höflichkeit. Man wundert sich, warum du seltsam sprichst. Dabei siehst du aus, wie einer von ihnen. Was ist denn da los? Deine Sprache ist wie deine Kultur eine Mixtur aus den Ländern, in denen du gelebt hast (oder aus den Serien, die du auf Netflix geschaut hast) Eine Frage, die an sich ziemlich unhöflich ist. Man fragt einen Sachsen oder Bayern ja auch nicht, warum er so komisch (für andere Ohren) spricht. - Sprachenmischmasch
Du sprichst minimum zwei Sprachen fließend und mischt sie machmal, natürlich unabsichtlich. Oh, oder du mischt absichtlich, weil dir nämlich genau diese eine Vokabel fehlt, mit der du etwas beschreiben möchtest. Wie heisst das Ding noch, mit dem man das Laub im Garten zusammen harkt?
Nervt dich dein Sprachenmischmasch, dann frage einfach, wie man nochmal das Ding nochmal nennt, mit dem man das Laub einsammelt. - Muttersprache 2.0 – die Umgangssprache
Zurück im „Heimat“-Land und für alle hat es den Anschein, als wärst du einer von ihnen. Meist sprichst du fließend, aber bei manchen Gesprächen, speziell an deiner Schule und unter Freunden, verstehst du nur Bahnhof und schaust dümmlich aus der Wäsche? Wenn sich andere schon längst aus dem Staub gemacht haben, weil es nach Ärger riecht, bist du schon längst in eine Schlägerei verwickelt. Oder die anderen spielen schon längst Verstecken, wenn du erst begreifst, um welches Spiel es sich handelt und bereits gefangen wurdest.
Da hilft nur auf die Straße gehen, unter Leute mischen, verabreden (oder bei kleinen Kindern Playdates verabreden), Sportvereine etc. Und vielleicht doch nicht zwangsläufig die internationale Schule besuchen, denn dort wird alles gesprochen, aber sicherlich nicht Muttersprache 2.0. - Ferienplanung
Deine Freunde planen mit ihren Familien die Ferien und machen tolle Reisen? Ein TCK ist in den Ferien meist damit beschäftigt Familienangehörige zu besuchen. Weihnachten und Sommerferien werden dafür verwendet, die Familie zusammen zuhalten. Das wird nicht besser, wenn die Schule beendet ist. Eher schwieriger, weil nun auch noch die Geschwister über den Globus verstreut sind.
Eine festes Zusammentreffen, ein Jahres-Ritual zu dem wirklich alle Familienmitglieder und Freunde zusammen kommen und für das keine Entschuldigungen und Ausflüchte gelten, kann da Gold wert sein. - Bescheuerte Fragen beantworten
Irgendwann hört es auf. Aber gewöhne dich daran von Menschen, die keine Ahnung von dem Land haben, in dem du lebst/gelebt hast, die seltsamsten Fragen gestellt zu bekommen: „Habt Ihr in Taiwan auch Affenhirn gegessen?“ oder „… Hunde in Burma?“ „… Insekten in Südamerika?“, „Warum sprichst du das „r“ nicht wie ein „l“, wo du doch in China aufgewachsen bist?“, „Ward ihr in Thailand jeden Tag am Strand?“
Ein paar humorige Anworten parat legen: „Ja, klar! Und wir sind auf Elefanten zur Schule geritten.“ oder eine ernsthafte Gegenfrage: „Geht man in Hamburg jeden Tag auf der Alster segeln/rudern oder sitzt am Elbstrand und grillt?“ - Lebensstil unter der Lupe
Dein Expat-Leben hört sich erstmal interessant für jeden Aussenstehenden an. Privatschule, Nanny, Poolboy, Gärtner, Fahrer oder Klassenfahrten an Orte, von denen andere ihr Leben lang nur träumen können … Gehen die Fragen ins Detail und du sprichst von deinem Alltag, kannst du auch schnell als Angeber hingestellt werden. Sollst du nun bei der Frage nach deinem Lebensstil die Wahrheit erzählen oder doch lieber ein bisschen Understatement betreiben?
Small-Talk-Version und eine Version die in die Tiefe geht bereithalten. In der zweiten Version kannst du durchaus politische Hintergründe, Kultur und gesellschaftliche Verpflichtungen mit in Betracht zieht. Beim Small-Talk interessiert diese Details die wenigsten, und da spare einfach mit den Informationen. Du musst nicht lügen, aber man muss auch nicht jedem alles unter die Nase reiben 😉 - Fernbeziehung und -freundschaft
In Expat-Communities herrscht ein Kommen und Gehen. Freundschaften werden geschlossen und müssen über große Entfernung und lange Zeiträume, in denen man sich nicht sieht, bestehen (oder eben aufgegeben werden). Haben Freundschaften Bestand, ist es fast unmöglich sich häufiger als ein- bis zweimal im Jahr zu sehen. Fehlende gemeinsame Rituale und Erlebnisse fehlen der Beziehung. Aber es kann funktionieren.
Auf alle Fälle eine Kompetenz, die jedes TCK erwerben sollte – Kontakte pflegen. Bei jüngeren Kindern müssen Eltern natürlich kräftig nachhelfen. Skype und soziale Netzwerke sind natürlich total hilfreich.
Habt ihr als TCK oder als Eltern, Expats (Entsendete) oder auch Flüchtlinge Erfahrungen mit dem Leben in unterschiedlichen Kulturen? Wir freuen uns über Kommentare, Feedback und Gastbeiträge für den expatflow.