Perspektiv-Wechsel
Warum es sich lohnt mit einer Mentor:in zusammenzuarbeiten
auch wenn man theoretisch wüsste, wie es geht
Anfang des Jahres war ich gezwungen, von meiner Teilselbständigkeit in eine volle Selbständigkeit zu wechseln. Mir war gleich klar, daß ohne Werbung und Marketing nichts weiter passieren wird. Kurz: Vertrieb war schon immer mein Grauen. Zwar habe ich selbst im Marketing eines bekannten Marker-Herstellers gearbeitet, aber es ist etwas anderes, über ein Produkt hinter dem man steht zu reden, als über sich selbst.
Und hinzu kommt, dass Socialmedia nicht gleichzusetzen ist mit normalem Marketing. Beim SM (bisschen Sadomaso ist schon auch dabei, darum bleibe ich jetzt mal bei der Abkürzung) ist die Krux die Kommunikation. In dem Marketing Job in meinen vorherigen Leben musste Marketingmaterial geil aussehen – mehr nicht. Jetzt sollen die Kunden auch noch was „antworten“. Über mich selbst und meine Fähigkeiten sollte ich sprechen… Igitt! Und dann noch persönliches teilen? Warum? Wen interessiert das? Aber beim Socialmedia Marketing setzt alles darauf, dass man mit Menschen interagiert und keine Monologe hält. Jede Speicherung und jeder Kommentar füttert den Algorithmus. Und es ist nicht wichtig wieviele Follower ich habe, sondern, wie sehr ich mit denen, die ich habe, in Kontakt bin.
Mir war gleich klar, dass ich das nicht alleine schaffe. Ein Mentor/Coach musste her. Nur wer? Das Netz ist voll von selbsternannten, hippen Socialmedia Experten. Einmal einen Workshop gemacht und schon denken alle, sie wissen, wie die Welt funktioniert und hauen eine Masterclass oder einen Online Workshop raus. Schon anstrengend, was einem auf dieser Welle so entgegen schwimmt. Und es kommt noch hinzu, dass ich als Coach und Trainer selber einen extrem hohen Anspruch an den Prozess und an Wirksamkeit hatte.
Ich entschied mich für die völlig unaufgeregte, extremst strukturierte und unglaublich schlaue Marlis Schorcht, der ich schon ein Jahr zuvor begegnet war – aber meine „Zeit“ war da noch nicht gekommen. Ich bin selber oft konfus, schrill und verrückt und brauche im Coaching und Mentoring mein genaues Gegenstück. Gesucht – gefunden!
Eine meiner allerersten schmerzhaftesten Aufgaben war im übrigen, mich von inaktiven Followern zu trennen. Tote Follower mag Instagram gar nicht. Alleine hätte ich das niemals gemacht. Alleine dafür war mein Mentoring bei Marlis Schorcht schon einmal Gold wert.
Mein aller größtes Problem war aber, dass ich mein Gesicht nicht zeigen wollte/konnte. Ich dachte mir, dass doch jeder wissen müsse, was ich alles tolles kann. Und wenn mich einer braucht, wird er mich schon finden, ob mit oder ohne Storyline und schickem Feed auf Instagram. Ja, ich gestehe, ich war ein bisschen bockig. Nimm mich so oder gar nicht, war meine Devise.
„WAS ist dein USP, Simone? WAS???“
Ein ganz großes Problem war von Anfang an immer, dass mir von verschiedenen Seiten geraten wurde, mich auf eine Dienstleistung, ein Produkt zu beschränken und nur das zu vermarkten. „Schärfe dein Profil!“, „Was ist dein USP, Simone? Das ist noch nicht klar?“ (USP = Unique Sales Point – was macht dich besonders? Was hat kein anderer?) Ich konnte nie mit gutem Gefühl eine einzige Antwort darauf finden. Mein Elevator-Pitch ging hinauf bis ins 267ste Stockwerk. Ich trug meinen bunten Bauchladen vor mir her und wenn jemand eine eierlegende Wollmichsau brauchte, hat er mich gebucht. So! Ich wollte keinen Fokus auf nur ein Produkt – ich bin doch so viel mehr.
Kurs auf Sichtbarkeit
Mit Kurs auf mehr Sichtbarkeit im Netz (bzw. überhaupt mal sichtbar werden, denn ausser einer Webseite hatte ich nichts vorzuweisen) startete ich im April also bei Marlis Schorcht. Erst sehr zaghaft. Ich stellte aber dann sehr schnell fest, dass ich nicht nur beigebracht bekomme, wie ich relevanten Content produziere (also Inhalte, die auch wirklich jemand lesen und angucken mag) und mit Instagram, Pinterest und Co jongliere, sondern auch, wie ich selbstbewusster zu meinen Fähigkeiten stehe. Diese sehr intensive Begleitung glich schon fast einer Therapie. Es war anstrengend, nervenaufreibend und immer mit dieser Homeoffice, Homeschooling-Situation im Nacken.
Und natürlich kenne ich als Coach den „Golden Circle“, habe ihn selbst schon als Intervention (Übung) für Klienten aus dem Ärmel gezogen und ihn sogar einmal selbst in meiner letzten Anstellung in einem Teamevent bearbeitet. Aber auf die Idee, dass mal für mich selbst anzuwenden…
Kommentare von außen
Nach 4-5 Wochen haben dann die ersten bemerkt, dass da was bei mir passiert.
„Geil, was du da machst, ich bin begeistert!“ Sowas freut einen natürlich sehr. Bringt aber nicht so viel für‘s Geschäft. Aber ich habe mich über all die Mails, Anrufe und persönlichen Nachrichten gefreut – auch wenn es für den Algorithmus (bei dem man immer mit muss) so gar nichts bringt. Mir tat das nach all den Jahren des Versteckens gut.
Es ab auch Kommentare, die mich zunächst verunsichert haben, wie: „Dein Marketing ist so aggressiv.“ Oder: „Das passt gar nicht zu dir!“ Wichtiges Feedback, denn dieses Kommentare haben mich daran erinnert, darauf zu achten, wirklich immer authentisch zu bleiben (gerade als Einzelunternehmerin sehr wichtig) und nicht den Marketing-Schreiern zu folgen. Wenn ich nämlich wirklich authentisch und echt bleibe, perlen solche Kommentare, wie oben zukünftig einfach an mir ab.
Oder „Bisschen Lipgloss könnte nicht schaden!“ „Du siehst ein bisschen krank aus, oder ist das dein Licht? Kauf dir mal ein Ringlicht“ Was fängt man damit an? Mein Motto: „better done than perfect“ verleitet mich tatsächlich des öfteren dazu, Dinge einfach mal ohne Korrektur lesen oder weiteres Nachdenken einfach auch mal rauszuhauen. Dafür sind solche Kommentare kontra produktiv. Wie oft habe ich in mühevoller Kleinarbeit noch den letzten Pups aus einem Bild raus retuschiert, einen Text 100 mal korrigiert oder eine Zeichnung komplett neu angefertigt, um am Ende doch nichts davon zu zeigen. Kennst Du das? Genau das wollte ich gerade nicht mehr. Und da fehlt es dann eben an Perfektion. Aber wer braucht die schon. Meist ist sie uns doch einfach nur im Weg. Nochmal für Menschen, die sich wundern, warum ich im Fernsehn so blass daher komme: Ich besitze KEINE Schminke – nichts. Weder Wimperntusche noch Lippenstift. Einzig ein Tiegel mit Bienwachs für meine Lippen und Nagellack in alle Nuancen 🙂 Und bei der Aufzeichnung vom Hessischen Runkfunk konnte ich mich nicht pudern, weil ich sowas nicht besitze.
Mehrwert für mein Business
Die ersten Fragen, die nach 6-8 Wochen dann kamen: „Hat es was gebracht?“ Und: „Was hat es gekostet?“, damit sich der Frager schnell im Kopf ausrechnen kann, WAS SOWAS bringt. Und auch mein Content-Chef-GG fragte nach nackten Zahlen: “Kosten, Zeit, Interaktionen, erreichte Konten, Umsatz?”
Ich bin ja eher „aus dem Bauch raus“ und kriege Schnappatmung, wenn ich mich um Zahlen kümmern muss. Aber natürlich gehört das zur Selbständigkeit dazu. Darum auch hier eine tiefe Dankbarkeit, dass ich mich damit beschäftigen MUSSTE. Direkte Auswirkungen habe ich erstmal keine gespürt. Gut, die Follower-Zahlen sind ein bisschen gestiegen, aber wir wissen ja, dass dem keine hohe Bedeutung geschenkt werden sollte. Auch ist die Interaktions-Rate gestiegen, aber nicht WOW, sonder nur AHA. Im ersten Moment war das wahnsinnig enttäuschend, das gebe ich zu. Da kommt keiner und sagt „Hey, was postet du denn da tolles über Mediengestaltung. Komm mal vorbei und arbeite für mich!“ Oder: „Toller Post über positive Psychologie. Coach mich mal!“ Nene, so läuft das nicht. Aaaaaaber:
SOWAS kommt von SOWAS
- mit meinem Herzenthema Bulletjournaling bin ich im Fernsehn zu sehen. Wann? Am 03.08.2021, 18:45 Uhr in „Die Ratgeber„. Natürlich später auch in der Mediathek zu finden.
- Neue Kunden gewonnen. Niemand, der mir folgt oder jemals folgen wird. Niemand, der irgendetwas von mir gehört hätte. Nein, die Quelle waren Bekannte, die gar nicht wussten, was ich eigentlich beruflich mache und mich bei anderen im Gespräch erwähnten.
- Neue Kunden über die Google-Suche 🙂 was mich besonders freut. Google war für mich immer ein Buch mit sieben Siegeln.
- Ein volles Online Webinar und viele, die sich die Aufzeichnung angeschaut haben.
- Ich wurde von einem (Lehrer-) Youtuber eingeladen und durfte bei einer Folge seiner Serie mitwirken https://youtu.be/BPR7Bzd_0ew
- Neue Aufträge in verschiedensten Bereichen (Graphic Recording, POS-Herstellung, Facilitation) und einer davon kommt sogar aus Australien (!!!)
- nach dem Sommer, darf ich als Verlagshersteller einer Autorin bei ihrer Buchveröffentlichung zur Hand gehen – endlich wieder Verlagsluft schnuppern
- Bulletjournal Barcamp am 18. September 2021 wird mit großartigen Kolleg:innen statt finden.
Ein Hoch also auf meinen Bauchladen
Fazit
Gelernt habe ich in den letzten Monaten zu meinem Bauchladen zu stehen. Verbindungen zwischen den, nennen wir sie mal „Gewerke“ zu schaffen und damit auf Menschen zu zugehen. Ich habe kein scharfes Profil. Und das ist gut so. Vielleicht macht mich das gerade aus, dass ich von allem etwas habe: Ich moderiere dir einen Workshop oder mache zu dem Workshop ein Graphic Recording, im Anschluss erstelle ich dir Templates für deine Vertriebsmannschaft, produziere einen Salesfolder und komme danach noch um ein 1:1 Coaching mit dir zu machen.
Ich habe nicht nur einen Plan und mehr Selbstbewußtsein, sondern bin für mich auch klarer in dem was ich will und was ich mit meinem Business bezwecke. Ausserdem habe ich Techniken gelernt, die mich „durchhalten“ lassen – auch auf sehr durstigen Strecken.
Danke Marlis Schorcht (für all dein Know-How), Kerstin Böcker(für den Meditations-Mittwoch, der mich immer gut „runter geholt“ hat), Nicole Woltman für die tolle Zusammenarbeit, die Coachings und das erste große Event, Maxi Strauch (für Hühnerfotos und effektive Co-Working-Sessions), Jutta Korth (für das erste fehlgeschlagene „Gesicht in die Kamera halten“, Simone Fuhrmann vom Gut Bielenberg, Anna Franck und Britta Ludwig (für die Hamburg Connection – wie schön, dass wir diese Reise gemeinsam gemacht haben) und allen anderen in unserer tollen Truppe.
Tipps und Tricks
- der Algorythmus fährt auf Reels und Videos ab – also immer einstreuen
- Instagram wird sich ab sofort weniger auf Bildcontent konzentrieren, sondern mehr auf Creators, Shopping und Messaging (ganz neue hotte Message für euch 😉
- jemand der deinen Beitrag speichert, teilt oder kommentiert ist mehr Wert als Dutzende Likes (insta möchte nämlich, dass man sich „vernetzt“ und miteinander kommuniziert)
- Max. 15 # nutzen
- Und erkläre alles so, als würdest du es deiner Mutter erklären, denn:
verwirrte Köpfe kaufen nicht.
Marlis Schorcht